Marchettas Debüt

Respect? I detest that word. Probably because in this world you have to respect the wrong people for the wrong reasons. (Looking for Alibrandi, S. 138)


Bereits "Saving Francesca" zeichnete sich durch einen sehr lebhaften, direkt aus dem Leben gegriffenen Stil aus. Wie könnte es da bei Melina Marchettas renommierten und auch erstem Buch "Looking for Alibrandi" anders sein? 

Tatsächlich hat Marchetta bereits in ihrem Erstlingswerk ihr Schreibtalent ausgezeichnet zur Schau gestellt. Frech und humorvoll lässt sie Josephine Alibrandi, genannt Josie, von ihrem Weg zum Erwachsenwerden berichten. Schon mit den ersten beiden Seiten wird klar, in welche Richtung das Buch schlägt. Wir kennen und haben vermutlich alle eines dieser Herzensbücher, Wohlfühlbücher, deren Seiten sich - im Wunschdenken -  nie dem Ende neigen sollten.
Die erste Hälfte des Buches verflog beim Lesen im nu. Für ein ständiges Lächeln auf dem Lippen beim Lesen, sorgt Josie mit ihrer charmanten, sympathischen und witzigen Art.
Die 17-Jährige ist alles andere als auf den Mund gefallen und lässt sich ihren Lebensmut nicht so schnell nehmen.

'Don't open that cupboard.' I said, too late. Tea-bags, onions and potatoes came tumbling out. So we've got a tiny kitchenette. Is it my fault? (Looking for Alibrandi, S. 12)
Trotzdem ist sie nicht perfekt und manchmal möchte man sie nur zu gerne schütteln. Sie hat das berühmt-berüchtigte Temperament der Italiener geerbt. Folglich tritt sie immer wieder gerne sehr emotional auf. Ob nun aus gutem Grund, oder nicht. Anders als so manche beizeiten etwas hitzige Protagonisten , ist ihr das jedoch bewusst. Sie erkennt ihre Fehler und versucht sich zu bessern, wenn sie den Teenager wieder ein bisschen zu weit raushängen lies. Ich selbst als Jugendliche konnte mich wunderbar mit ihr identifizieren.

Was "Looking for Alibrandi" aber auch so besonders macht, ist die Authentizität, die das Buch versprüht. Vor allem ab der zweiten Hälfte schleichen sich immer mehr die unschönen Dinge des Lebens ein. Alltagsprobleme, solche die und die nicht mit dem Älterwerden verbunden sind.
Obwohl Josie ein toughes Mädchen ist, macht ihre Illegitimität ihr das Leben schwer. Menschen sind eben doch Menschen und zerreißen sich - grob ausgedrückt - nur zu gerne die Mäuler über andere. Da überlegt man es sich zweimal wie man eigentlich gewollt und ungewollt mit anderen Leuten umgeht.
Ein ebenfalls interessantes Thema, das für Josie von Bedeutung ist, ist die Problematik, die sich einem Kind zweier Kulturen stellt. Sie ist italienischer Abstammung und gleichzeitig Australierin. Nicht selten fällt das Wort 'Kanake' australischerseits, stößt allerdings genauso auf italienischer Seite nicht immer auf Akzeptanz. 

I'll run one day. Run for my life. To be free and think for myself. Not as an Australian and not as an Italian and not as an in-between. I'll run to be emancipated. If my society will let me. (Looking for Alibrandi, S. 40)

Die Stimmung verliert an Humor und Leichtigkeit und schwankt in ein traurigeres Gefilde, wird dennoch nicht zu depressiv. Marchetta hat einen guten Mittelweg gefunden, der trotz allem als roter Faden hoffnungsvoll und lebensbejahend bleibt. 

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