Von verrückten Talenten und bösen Bibliothekaren

Ich heiße nicht Alfonso, Alan, oder Alfred. Auch nicht Alejandro, Alton, Aldris oder Alonzo.
Ich heiße Alcatraz. Alcatraz Smedry. (Alcatraz und die dunkle Bibliothek, S. 12)


Alcatraz Smedry hält sich für einen mehr oder weniger ganz normalen Jungen. 
Was er nicht weiß: Dass er an seinem 13. Geburtstag ein Geschenk seiner Eltern erhalten wird, das seine ganze Welt mehr oder weniger auf den Kopf stellen wird. Und auch als er das Geschenk erhält, weiß er nicht, was an einem Säckchen voller Sand großartig sein soll.
Doch Alcatraz lebt in einer von bösen Bibliothekaren beherrschten Welt, die alles Wissen kontrollieren und Kampf gegen die "Freien Königreiche" führen, die noch nicht in die uns bekannte Welt unterworfen worden sind.
Als der Sand gestohlen wird, taucht Alcatrazs Großvater bei ihm auf, der ihm eröffnet, wie die Welt wirklich aussieht und mit ihm den Sand zurückholen will, damit die "Freien Königreiche" nicht vom dunklen Okulator unterworfen werden.

"Alcatraz und die dunkle Bibliothek" ist eine Geschichte, die nur so vollgestopft ist mit verrückten Ideen und Sachverhalten. Beim Protagonisten Alcatraz Smedry schon, fängt es an. Er ist ein Problemkind, wechselt ständig die Pflegefamilie und scheint ein ausgesprochen ausgeprägtes Talent dafür zu haben Dinge kaputt zu machen.
Dieses "Talent" entpuppt sich als eines von vielen, die in der Linie der Smedrys zu finden sind. So hat Grandpa Smedry zum Beispiel die Begabung zu spät zu kommen, oder sein Cousin Sing das Talent zu stolpern. Was sich zuerst als völliger Schwachsinn anhört, wird vom Autor so hingedreht, dass es wirklich von Vorteil sein kann zu spät zu kommen. Zu seinem eigenen Tod unter anderem, oder zu stolpern, wenn kurz darauf auf dich geschossen wird. Liebhaber skurriler Fantasyideen werden hier auf jeden Fall auf ihren Geschmack kommen. Wann trifft man schon auf Miniaturdinosaurier, die
Kleidung trage und britisches Englisch sprechen?
An Humor fehlt es dem Buch wirklich nicht. Bestärkt wird das durch Alcatraz, der die Geschichte in einem von ihm verfasstes Buch schildert. Alcatraz ist an sich ein sympathischer und gewitzter Erzähler, Sanderson verleiht ihm eine amüsant und fesselnde Stimme.

Nehmt zum Beispiel das Wort, das ich soeben gebraucht habe, Proponiditität. Dieses Wort gibt es nicht - ich habe es mir ausgedacht. Warum? Weil ich es lustig finde, mir vorzustellen, wie Tausende von Lesern in ihren Lexika nach einem Wort suchen, das absolut keinen Sinn ergibt. (Alcatraz und die dunkle Bibliothek, S. 164)

Oft nimmt Sanderson dabei das Autorsein ironisch auf die Schippe, und erklärt zu jedem Kapitelanfang etwas darüber. Eigentlich relativ witzig, allerdingsempfindet man die sich wiederholende Behauptung "Schriftsteller seien schlechte Menschen" und die Bemühungen Alcatrazs sich als einen Antihelden vorzustellen  nach einiger Zeit als überflüssig und störend.

Ansonsten gibt es wenig an dem Buch auszusetzen. Wer also auf der Suche ist nach herausstechenden Ideen, kleinen Besonderheiten und  verrückten, aber dennoch liebenswerten Charakteren, ist mit "Alcatraz und die dunkle Bibliothek" bestens beraten. Vor allem jüngere Leser werden mit der unterhaltsamen Geschichte ihre Freude haben.

Die Menschen können großartige Dinge erreichen. Aber es gibt nun einmal Dinge, die man nicht schaffen kann. Ich zum Beispiel, habe es nie geschafft, mich in ein Eis am Stiel zu verwandeln, obwohl ich es jahrelang versucht habe. (Alcatraz und die dunkle Bibliothek, S. 180)



Dies ist ein ins Deutsche übersetzte Hardcover. "Alcatraz und die dunkle Bibliothek" wurde von Brandon Sanderson verfasst und im Heyne Verlag veröffentlicht. Freuen kann man sich dabei auf 304 Seiten. Erhältlich ist die Ausgabe für 12€.

6 Kommentare:

  1. Hey :)
    Eine schöne, ausführliche Rezension!

    Das Buch hört sich interessant und irgendwie auch leicht skurrill an. Es erinnert mich etwas an Terry Pratchetts Bücher.
    Die Sache mit dem "Antiheldensein", dass es nach einer Weile störend und nervig sein kann, daran musste ich auch denken. Dann hast du es bereits erwähnt :D An sich ist die Idee ja ganz witzig, aber übertreiben sollte man bei so etwas nicht.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende :)

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    1. Danke :)
      Eine Freundin von mir hat mir Pratchett schon öfter empfohlen, allerdings konnte ich mich noch nicht dazu durchringen mal etwas von ihm zu lesen. Schreibt er gut?
      An sich ist es eigentlich nicht schlecht mal nicht den typischen Hero vor sich zu haben, aber was zu viel ist, ist zu viel.

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  2. Das klingt echt toll. Und ist mir bisher noch nirgendwo begegnet :D

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    1. Ich denke, dass das Buch auch nicht so bekannt ist, aber eine Freundin hat es mir geliehen und meinte, es sei ganz witzig :D

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  3. Lieben Dank Bramble, du hast mir so eben ein Buch wieder in Erinnerung geholt, bei dem ich bestimmt vor 5 Jahren oder so überlegt hatte, es zu lesen. Damals hatte ich zuerst "Elantris" von Brandon Sanderson gelesen und wollte eigentlich alle Bücher von ihm lesen, die ich in die Finger bekommen konnte. Aber "Alcatraz" hatte sich dann für meinen Geschmack etwas zu sehr nach Kinderbuch angehört. Vor allem weil "Elantris" ja High Fantasy war und alles andere von ihm schon mehr in die Richtung geht.

    Aber ich glaube, ich habe das Buch unterschätzt und sollt es mir doch noch mal näher anschauen. "Steelheart" zum Beispiel war ja ein Traum und bin sehr gespannt, wie es hier ankommen wird, wenn es übersetzt erscheint. "The Rithmatist" steht noch im Regal und wartet darauf gelesen zu werden ;)

    Ich muss echt wieder mehr von Brandon Sanderson lesen!

    Liebe Grüße ;)

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    1. Bitte :)
      Ich will ebenfalls unbedingt mehr von Brandon Sanderson lesen, mich würde dabei vor allem die "Mistborn" Reihe interessieren, die ist ja in aller Munde und mit "A Song Of Fire and Ice" bin ich sowieso gerade im High Fantasy Fieber.
      Das Buch ist auch eher an jüngere Leser gerichtet, aber für zwischendurch ist es auf jeden Fall geeignet :D

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