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Jane Austens Reise in die Zukunft
For Darkness Shows the Stars wurde an Jane Austens Persuasion angelehnt, was man zum Beispiel an den Namen der Charaktere, wie Elliott und Wentforth, wie auch an den Grundrissen der Handlung erkennen kann. Elliott hätte mit Kai weggehen können und sich dagegen entschieden, wie Austens Anne Elliott Frederick Wentforth hätte heiraten können und die Verlobung abgebrochen hat. Oder Elliotts Vater, der genau wie der von Anne die Familie in finanziellen Ruin getrieben hat.
Alles schön und gut; das sind Dinge, die man bei einer Neuerzählung eben so erwartet. Was mich dagegen absolut positiv überrascht hat - nein, gerade zu vom Hocker gerissen hat, war, dass Diana Peterfreund es geschafft hat ihrem Buch wirklich diese typische Austen-Atmosphäre zu geben. Mit den Missverständnissen, dem leidlichen Hin und Her, dem Herzschmerz, den gesellschaftlichen Gräben, die es zu überwinden gibt und dem Mitleiden mit einer starken, sympathischen Heldin, weil man das Gefühl hat, alle hätten sich gegen sie verschwören.
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Sie denkt nicht übermäßig emotional, sondern sehr rational; was kann sie tun, damit es den anderen gut geht? Auf was muss sie verzichten? Und dann wägt sie ab. Sie macht sich Gedanken darüber was richtig und was falsch ist. Vergleicht das, was ihr gelehrt wurde, mit dem was sie selbst erlebt hat. Sie hat so eine überlegte, loyale und pflichtbewusste Art, die die anderen Charaktere ein bisschen in den Hintergrund rückt, obwohl mir diese größtenteils auch ans Herz gewachsen sind.
Ein weiterer positiver Aspekt, den For Darkness Shows the Stars zu verpunkten hat, ist das Worldbuilding. Gott hat die Menschheit für Anmaßung z.B. Gentechnik betreffend bestraft, indem ein genmanipulatives Experiment gehörig falsch ging. Aus dieser 'Strafe' gingen zwei soziale Klassen hervor. Zum einen der 'Adel', die Ludites, zum anderen die Arbeiter, die Reduced. Ludites lehnen Technik ab, während die nicht intelligent genug sind diese zu benutzen. Ihre geistigen Fähigkeiten wurden 'reduziert'. Es fesselt sehr, immer mehr Informationen über diese futuristische Welt zu erfahren, die wieder rückständiger geworden ist. Wie die Menschen in ihrer Gesellschaftsordnung leben, was ihre Aufgaben sind und wie sich diese soziale Struktur entwickeln konnte.
Dadurch, dass Kai zu den Kindern der Reduced gehört, nämlich den Post-Reductionists, die sozusagen wieder im vollen Besitz ihrer Intelligenz sind, bekommt man gute Einblicke in das Leben als Teil der niedrigeren Klasse und durch Ludite Elliott erfährt man, wie das Leben in der höheren Klasse abläuft.
Die Liebesgeschichte zwischen Kai und Elliott rückt eher in den Hintergrund. Erst nach und nach erfährt man durch einen Briefwechsel, den die beiden einst führten, weshalb sich ihre Wege trennten und nun Ressentiments zwischen ihnen herrschen. Meist fand ich es unfair, wie sich Kai Elliott gegenüber verhielt. Er möchte ihr weismachen, was sie verpasste als sie sich entschied nicht mit ihm zu gehen. Elliott hat das allerdings schon verstanden, ganz nach dem Motto "Die Sterne sieht man eben nur, wenn es dunkel ist". Das tut der Geschichte allerdings nichts ab, den Elliott bleibt ihrer Entscheidung treu und lässt sich nicht so leicht von Kai niedermachen.
Ruhig aber fesselnd, rückt For Darkness Shows the Stars Jane Austens Klassiker Persuasion in neues Licht und liefert tolle Charaktere, eine interessante Weltgestaltung und viel Lesespaß.
Oh, was für eine schöne Rezension und vor allem wundervolle Bilder dazu! Ich mochte das Buch unheimlich gerne und dann den zweite Teil sogar noch umso mehr. Kommt selten vor, aber das gibt es auch noch :) Gerade die Weltgestaltung hatte es mir auch unheimlich angetan.
AntwortenLöschenIch hoffe, die Autorin wird irgendwann wieder etwas in der Richtung schreiben.
Liebe Grüße
Tina
Dankeschön! :)
LöschenDass "Across a Star-Swept Sea" noch besser sein soll, habe ich nun schon öfter gehört. Da freue ich mich schon richtig darauf! :D
Kommen Elliott und Kai darin eigentlich auch wieder vor?
Echt eine tolle Rezension. Ich bin damals auch total hinter dem Buch her gewesen, weil Persuasion neben Pride and Prejudice mein Austen Favorit ist. Ich hatte ein paar Probleme mit dem World-Building, finde aber in deiner Rezension viele Punkte wieder, die mir auch an dem Buch sehr gefallen haben :) Und dazu kommen dann natürlich noch deine schönen Fotos, die das Buch aus allen Winkeln zeigen :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Susanne
Als ich die Fotos schoss, war ich gerade so in Fotographie-Laune xD
LöschenIch wusste erst, dass es sich um eine Art Neuerzählung handelt, als ich das Buch schon gekauft habe. Das hat mich dann aber umso mehr gefreut, weil ich "Persuasion" auch sehr toll fand! :)
Also, ich gebe zu, ich habe noch nie was von Jane Austen gelesen. Manche Klassiker haben mich nie wirklich interessiert. Aber nach deiner Rezi hier sollte ich es mir vielleicht doch anders überlegen.
AntwortenLöschenDas Buch jedenfalls gefällt mir sehr, sehr gut, sowohl was das Cover als auch die Idee dahinter angeht. Das Motiv als Poster oder als Faltdisplay - das wärs :). Gibt es das Buch mittlerweile eigentlich auch auf Deutsch?
Liebe Grüße
Marie
Jane Austens Romane sind wunderschön zu lesen, die solltest du dir wirklich näher ansehen! :)
LöschenDas Cover finde ich ebenfalls sehr schön. Meinst du das mit dem Faltdisplay für eine Buchmesse? Also auf Deutsch wurde leider noch keines von Diana Peterfreunds Bücher übersetzt, soweit ich weiß. :/