Allegiant und ja, das Leben ist kein Ponyhof
"Allegiant" ist der dritte Band der "Divergent" - Reihe, der es schafft wie eine Bombe einzuschlagen und einen würdigen Abschluss für die beiden spannungsgeladenen Vorgänger bildet. Doch anstatt mich mit Gänsehaut durch all die Spannung und der gewohnten, leichten Melancholie, die man beim Beenden einer lieb gewonnenen Buchreihe verspürt, zurückzulassen, beendete ich die Reihe vor allem mit einem Zustand zurück: nachdenklich.
Wie man aus dem Vorgängerband weiß, wurden die Fraktionen gebildet, um die Moral wieder zu erstellen, die der Menschheit im Laufe der Zeit abhanden gekommen ist. Was ist denn eigentlich Moral? Was ist richtig, was falsch? Und vor allem: Was rechtfertigt eine Handlung?
Ich denke man ist sich einig, dass es nicht gerechtfertigt ist, vielen, sehr vielen Menschen Lügen einzutrichtern, nur weil man nicht zugeben will, dass das bisherige Lebenswerk nichts gebracht, nichts erreicht hat. Man kann nicht zigtausende von Menschen nur aus Selbstsucht leiden lassen wegen der mangelnden Fähigkeit an sich sein Scheitern, oder seine Fehler einzugestehen. Da sagt der gesunde Menschenverstand - sofern man denn einen hat - Nein!
Aber was sagt er zu dieser Konfliktsituation: Ist ein Leben wert geopfert zu werden, wenn man damit Tausende von Leben retten kann? Ja? Nein? Schwierig zu beantworten, wenn ihr mich fragt. Einerseits könnte man sagen: Wenn so viele gerettet werden dadurch...
Andererseits, schreit doch auch irgendwo eine alarmierte innere Stimme: Moment! Dieses eine Leben ist doch sicherlich auch etwas wert! Dieses Leben will auch gelebt werden!
Kann ich über Menschenleben bestimmen, einfach weil man die Macht dazu hat? Ist das auch nur in kleinster Weise gerechtfertigt?
Für mich ist das etwas, worüber ich mir wirklich den Kopf zerbreche, und vielleicht sollten alle mal darüber nachdenken.
Ein weiterer Punkt, den das Buch wirklich schön ausdrückt ist, wie klein wir eigentlich sind und wie unglaublich groß die Welt im Vergleich dazu ist. Aufgewachsen im vom Rest der Zivilisation abgeschotteten Chicago, war diese Stadt alles an Platz, der für sie existierte. Zu sehen, was für ein kleiner Punkt doch all das, was für sie...alles war, schockiert natürlich. Geradezu unbegreiflich, was für ein kleiner Punkt ihre Stadt nur auf der Landkarte ist. Etwas, das man in Zeiten der Globalisierung wohl schnell übersieht, wo alles näher und kleiner zu werden scheint, während doch alles riesig ist.
Und noch etwas, wobei ich für das Buch ein bisschen in die Defensive gehe. Das Leben ist kein Zuckerschlecken, kein Ponyhof und besteht auch sonst nicht aus rosaroten Wattewolken. Es gibt schöne, wie schreckliche Momente im Leben, mit denen Leid, Tod und Elend unmittelbar verbunden sind. Das sind Dinge, um die niemand herumkommt, die unausweichlich sind und das Buch wunderbar zur Geltung bringt.
Wer auch immer Scheu davor hat die Reihe zu beenden, zögert nicht und lest "Allegiant". Ihr werdet es nicht bereuen!
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Deine Auseinandersetzung (Rezension?) spricht mir wirklich aus der Seele! Ich habe es exakt genauso gesehen und könnte es auch überhaupt nicht so schön formulieren wie bei dir. Mich hat es deshalb auch immer ein wenig genervt das alle vom Ende total überrascht waren und dann noch negativ. Ist halt mal die erste Autorin, die der Wahrheit ins Gesicht sieht und sich was traut. Das Schicksal hat halt keinen lieb und finde es deshalb ein gelungenes Buch.
AntwortenLöschenGut, dann les' ich das auf deutsch, wenn es rauskommt :D
AntwortenLöschenDu hast mich mit diesen tiefgründigen Gedanken überzeugt.
Hach, vielleicht sollte ich doch endlich mal den zweiten Teil lesen. Bin ja immer noch ein bisschen skeptisch, weil mir der erste Band zwar gefallen hat, aber auch nicht so sehr, wie der Hype es versprochen hat. Macht mir jetzt aber schon Lust - grr!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Marie
@Bou Queen
AntwortenLöschenDu kannst es als...spezielle Form einer Rezension sehen :D Aber ich wollte es nicht so nennen, weil ich eben nicht auf Schreibstil, Charaktere & co. eingehe. Danke! :) Ich würde gerne mehr solche "Auseinandersetzungen" schreiben, aber oft macht mir das Formulieren einen Strich durch die Rechnung, oder ich hänge noch so an der Geschichte fest, dass ich nichts schreiben kann.
Genau dasselbe denke ich auch über das Ende und finde es mutig von Frau Roth, dass sie sich das auch traut.
@Cherry
Ja, lies es! :) Und schon mal im Voraus viel Spaß damit!
Ach ich liebe es Bücher nach Hintergrundgedanken abzusuchen und mir darüber Gedanken zu machen, da wird das Lesen gleich viel interessanter.
@Paperdreams
Ich würde dem zweiten Band noch eine Chance geben, allerdings weiß ich nicht, wie er dir gefallen wird. Die Meinungen machen da ja einen großen Spagat. Ich für meinen Teil mochte "Insurgent", einfach weil man, wie auch in "Allegiant", eben sieht, dass im Leben auch mal was schief laufen kann. Außerdem gibt es für Tris und Tobias nicht nur blumige Tage, sondern manchmal kriselt es etwas, was bei dem Ausnahmezustand und ich denke bei jeder menschlichen Beziehung nichts außergewöhnliches ist. Veronica Roth ist da knallhart :D
Deine Rezi würde ich sehr gerne lesen, aber ich trau mich nicht >.<
AntwortenLöschenBisher sind die Meinungen beim letzten Teil der Reihe ja total verschieden. Entweder man ist auf der Für- oder Gegenseite...
Ach, ich muss mir Teil 2 und 3 wirklich bald mal holen.
Liebe Grüße, Carly.
Band 2 empfehle ich dir auf jeden Fall, wenn dir "Allegiant" Angst macht, kannst du dir das Buch ja vielleicht wo ausleihen :)
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