Boston Jane



Meine Abneigung dem letzten Band einer Buchreihe gegenüber gründet nicht etwa darin, die Bücher nicht zu mögen; ganz im Gegenteil. Mein Problem ist : ich will Buchreihen einfach nicht beenden, weil das heißt, dass keine neuen Abenteuer mehr übrig sind. Klar, man kann eine Geschichte im Kopf weiterspinnen, aber es ist trotzdem nicht dasselbe. 
Besonders bei Boston Jane wollte ich nicht aus Shoalwater Bay abreisen. Dazu sind mir die Charaktere viel zu sehr ans Herz gewachsen.

Von Jane Peck zu Boston Jane

Philadelphia, Mitte des 19. Jahrhunderts: Jane Peck ist ein Wildfang mit unbändigem roten Haar und scheinbar unbändigeren Manieren. Bis der junge William Baldt auftaucht und Jane den Kopf verdreht. Um ihn zu beeindrucken, beschließt sie beschließt sie sich Miss Hepplewhites Akademie für junge Damen zu besuchen. Auch wenn sie von ihren neuen Schulkameradinnen ausgegrenzt und vor allem von der wohlhabenden Sally Biddle schikaniert wird, scheint ihre Erziehung Früchte zu tragen. William macht ihr einen Antrag und lädt sie dazu ein ihm ins Grenzland nach Shaolwater Bay zu folgen, um dort seine Frau zu werden. Die nun wohlerzogene Jane macht sich sofort auf den Weg ans scheinbare Ende jeglicher Zivilisation, um in der Wildnis mit Waldläufern, rauen Siedlern, Chinookindianern und natürlich ihrem geliebten William zu leben. Blöd nur, dass von ihrem Verlobten keine Spur zu finden ist, als sie einsam und verlassen dort ankommt.

Von der Zivilisation ans Ende der Welt

 Hach ja, die arme Jane. So ganz auf sich allein gestellt, bringt es nichts zu wissen, wie man Kaffee und Tee serviert, Konversation führt, Klavier spielt, oder malt. Sehr zu Janes Entsetzen natürlich, für den Leser aber durchaus belustigend. Es ist einfach so herrlich witzig, wenn Jane versucht den dort lebenden Manieren beizubringen! 
Am Anfang noch eine kleine Heulsuse, beschließt sie das Beste aus ihrer Situation zu machen und krempelt Shaolwater Bay gehörig um, schließlich ist sie die einzige Lady, die dort zu finden ist. 
Ein paar der alteingesessenen Siedler, wie Mr. Russell, benehmen sich zwar ein bisschen ruppig, haben aber ein gutes Herz unter ihrem Bärenfell und freunden sich schnell mit Jane an (auch wenn manch einer es nicht so zeigen will). Auch in den Chinook findet sie gute Freunde und die kleine Siedlung wächst immer mehr zu einer Familie zusammen. 
Es fällt einem nicht schwer Jane, Mr. Russell, Mr Swan, Chief Toke, Handsome Jim, Sootie, Suis, den französischen Father Joseph, der vergeblich versucht die Indianer zu belehren, ins Herz zu schließen. Jeder hat seine ganz eigene liebenswerte Persönlichkeit. Auch der Seemann Jehu, an dem Jane im besonderen Gefallen findet. Austen-Style in etwa. Nicht nur Jane, auch als Leser fühlt man sich einfach ein bisschen in Shaolwater Bay zuhause. 

Die Idylle wird jedoch immer wieder gestört, vor allem von den Leuten, die versuchen dort Profit zu schlagen, oder die Chinook nur als Wilde ansehen und diese aus ihrem Gebiet vertreiben wollen.
Auf diese Leute wurde ich immer richtig wütend, allerdings ist das auch einer der positiven Aspekte der Reihe: man ist emotional vollkommen dabei. 
Man freut sich mit Jane, wird wütend und teilweise richtig traurig, wenn sie, oder einer des "Kerns" - also alle diejenigen, die vom ersten Band an Teil der Geschichte sind - von Neuankömmlingen schlecht behandelt, oder missverstanden werden. ja, es kommt sogar etwas Nostalgie auf, wenn man vom letzten Band The Claim auf den ersten band Wilderness Days zurückdenkt. 

Boston Jane ist eine absolut fesselnde Buchreihe. Spannend, abenteuerlich, emotional und herzlich. In Shaolwater Bay fühlt man sich einfach wohl!


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