Sophie im Schloss des Zauberers


Es gibt manche Geschichten, deren Lektüre sich ein bisschen so anfühlt, als würde man nach Hause kommen. Nicht etwa, weil man so vertraut mit ihnen ist, weil man das Buch schon des öfteren gelesen hätte; nein, viel mehr, weil sich darin wohl fühlt, weil man sich die Charaktere in die eigene Familie wünscht oder sich danach sehnt die Protagonisten doch ebenfalls aktiv auf ihre Abenteuer begleiten zu können. Im Fall von Howl's Moving Castle treffen alle drei Punkte zu. 

Als älteste dreier Töchter, hat sich Hutmacherin Sophie bereits mit dem Aberglauben des Landes Ingary abgefunden: Sie wird nicht nur die Erste der drei sein, die auf der Suche nach ihrem künftigen Glück versagt, ihr wird es dabei auch noch am schlimmsten ergehen.
Ihr Schicksal scheint tatsächlich besiegelt, als Sophie eines Tages von der gefürchteten Witch of the Waste in eine alte Frau verwandelt wird. Fest steht, dass sie nicht in ihrer Heimatstadt bleiben kann und den Fluch um jeden Preis brechen muss, bricht sie auf um eine Möglichkeit zu finden diesen aufzuheben. Auf ihrem Weg sucht sie Unterschlupf in einem wandelnden Schloss, das dem verrufenen, kaltherzigen Zauberer Howl gehört. Dort beginnt sie für ihn als Putzfrau zu arbeiten, schließlich muss sie keine Angst vor ihm haben - er gibt sich schließlich nur mit den Herzen junger Mädchen zufrieden. Aber Gerüchte sind schließlich immer mit Vorsicht zu genießen...


Ob ein möchtegern Furcht einflößender Feuerdämon mit Herz, ein verliebter Zauberlehrling, ein unbeschreiblich eitler und sorgloser Zauberer oder eine tatkräftige, coole Oma; Diana Wynne Jones weiß, wie man Stereotypen über den Haufen wirft und mit Klischees höchstens mal auf pfiffige Weise spielt. 
Mit viel Humor erzählt sie Sophies Geschichte, die sich selbst als alte Frau wiederfindet, sich aber nicht unterkriegen lässt und versucht das Beste aus ihrer misslichen Lage zu machen. Sie hat wunderbar sympathische Charaktere geschaffen, mit denen man gerne so viel Zeit wie möglich verbringen möchte. Die verschiedenen Persönlichkeiten derer ergänzen sich auf wunderbar unterhaltsame Weise; es macht einfach unglaublich Spaß sie bei ihrer Interaktion und den witzigen, zwischen Sophie und Howl manchmal auch bissigen, Wortwechsel zu beobachten. 
Lieb gewinnt man sie dabei alle. Sei es Sophie, die sehr zum Schrecken des Dämons Calcifer und Lehrlings Michael im Putzfieber durch das Schloss wüted, oder Howl, der wegen einer verpatzten Haartönung zum hysterischen Kleinkind wird. Sie haben zwar ihre Fehlerchen und gerade deswegen schließt man sie so ins Herz.  


Obwohl Howl's Moving Castle aus diversen losen Handlungssträngen besteht, die zum Schluss alle in ein schlüssiges Ende zusammenführen, ist die Geschichte sehr einfach gestrickt; auch stilistisch, letztlich sind die Bücher auch an jüngere Leser gerichtet. Aber gerade deshalb wird das Buch nicht langweilig, geschweige denn träge, sondern liest sich flüssig und bleibt durchwegs spannend. 
Was mich an dem Buch so begeistern konnte, kann ich nicht auf einen Aspekt festlegen. Die Originalität, mit der altbekannte Fantasyelemente neu in Szene gesetzt werden, die liebenswerten Charaktere, die ausgefallene Handlung, dieses Gefühl von Gemütlichkeit und Wohlbefinden, das man während des Lesens verspürt; irgendwie spielt alles zusammen, so dass der Auftakt der gleichnamigen Reihe zu einem schönen wie besonderen Leseerlebnis wird.

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